Tiefe Hirnstimmulation
Bei der tiefen Hirnstimulation (THS) werden Gehirnareale mit elektrischen Impulsen aktiviert oder deaktiviert, um bestimmte Erkrankungen bzw. Symptome zu behandeln. Die tiefe Hirnstimulation gehört dabei zur funktionellen Neurochirurgie, bei der Funktionen des Gehirns zwar beeinflusst werden, sich dieser Einfluss allerdings auch wieder rückgängig machen lässt, also reversibel ist.
In der operativen Therapie von Bewegungsstörungen hat sich die tiefe Hirnstimulation (THS) zu einem effektiven und anerkannten Verfahren entwickelt, wie die große Zahl von über 80.000 Patienten weltweit dokumentiert, denen damit geholfen werden konnte. Die Tiefe Hirnstimulation hat zu einem therapeutischen Fortschritt bei der Behandlung neurologischer Erkrankungen in den letzten Jahrzehnten geführt.
Wie wirkt die tiefe Hirnstimulation (THS)?
Die Tiefe Hirnstimulation ist eine Operation, bei der feine Elektroden in das Gehirn eingesetzt werden. Diese Elektroden übertragen dauerhaft elektrischen Strom in das Gehirn und schalten damit die krankmachende Hirnregion aus. Die Elektrode wird durch eine kleine Öffnung im Schädel in das Gehirn implantiert. Die Stimulationseffekte sieht man an der gegenüberliegenden Körperhälfte. Somit hilft eine Elektrode in der rechten Gehirnhälfte, die Bewegungsfähigkeit der linken Körperhälfte zu verbessern.
Das Besondere daran ist, dass die Funktion der Hirnareale erhalten bleibt und der Effekt der Stimulation jederzeit rückgängig gemacht werden kann. Trotz der klinischen Effektivität ist der genaue Wirkungsmechanismus der Tiefenhirnstimulation bei der Behandlung von Bewegungsstörungen noch unbekannt.
Was sind die Vorteile der tiefen Hirnstimulation?
Der Hauptvorteil gegenüber Verfahren, in denen Hirngewebe zerstört oder entfernt wird/wurde (Pallido- oder Thalamotomie) liegt in der Möglichkeit, die Stimulation abhängig von der erzielten Wirkung anzupassen. Dabei ist die THS eine Behandlungsmethode, die wieder rückgängig gemacht werden kann, ohne das Gewebe in großem Umfang zerstört oder entfernt werden muss. Auch die zum Teil gravierenden Nebenwirkungen der Medikamente bei Parkinson, dem essentiellen Tremor (ET) oder Dystonie sind in dieser Form nicht gegeben. Im Gegensatz zu vielen neurologischen Krankheitsbildern, bei denen das rasch fortschreitende Krankheitsgeschehen den Neurochirurgen zu einem operativ-therapeutischen Schritt zwingt, handelt es sich bei der tiefen Hirnstimulation um einen im Voraus gut planbaren Eingriff.
1. Thalamische THS (ViM DBS) bei Tremor (Zittern der Extremitäten/Kopfes)
- familiär gehäuft (Essentieller Tremor)
- bei einer multiplen Sklerose
- nach Hirnschädigung durch Unfall oder Schlaganfall
- im Rahmen der Parkinsonschen Erkrankung
2. Thalamische THS (ANT DBS)
- Epilepsie
3. Thalamische THS (VPL – CmPf - ACC DBS)
- Schmerzsyndrome
4. Globus pallidus THS (GPi DBS)
- Dystonie
- M. Parkinson
5. Subthalamicus THS (STN DBS) für die Parkinsonsche Erkrankung, wenn sogenannte Wirkfluktuationen aufgetreten sind. Hierbei reagiert der Körper kurz nach der Einnahme des Medikamentes Dopamin (z.B. Madopar®) mit einer überschießenden Beweglichkeit (Dyskinesie), gefolgt von langen Phasen mit geringer Beweglichkeit (Bradykinese) und erhöhter Muskelspannung (Rigidität).
6. Cg25-THS
- Depression
Sprechstunden
Funktionelle Neurochirurgie und Stereotaxie
Für Patientinnen und Patienten mit therapierefraktären Bewegungsstörungen, Schmerzsyndrome, Epilepsien und neuropsychiatrische Erkrankungen.
Spezialsprechstunde
Prof. Dr. med. Thomas M. Kinfe
Zeiten
Freitag: 13:00 – 16.00 Uhr
Kopfkliniken
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen
Raum
262, Erdgeschoss
Terminvergabe nur nach Absprache
Hochschulambulanz
Telefon: 09131 85-34549
E-Mail: nc-termin(at)uk-erlangen.de
Hinweis
Die Auswahl der Therapiemethode erfolgt in jedem Fall nach einer interdisziplinären Besprechung mit Kollegen der Neuroradiologischen Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen, in der die für den einzelnen Patienten individuell beste Behandlung ausgewählt wird.
Für Patienten/Innen mit Zweitmeinungen bzw. die bisher in anderen Kliniken behandelt wurden, bitten wir folgende Befunde mitzubringen:
- Alle kernspintomographischen Bilder (MRT)
- Arztberichte
- OP-Berichte
Um lange Wartezeiten zu vermeiden, möchten wir sie bitten, frühzeitig einen Termin per E-Mail zu vereinbaren.
Mitzubringen
- Versicherungsnachweis (Krankenkassenkarte)
- Zuweisung
- Medikamentenliste
- aktuelle sowie eventuell vorhandene Vorbefunde
- aktuelle MRT-Bilder (nicht älter als max. vier Wochen)
- Aktuelle CCT
- Angiografie-Bilder (sofern durchgeführt)
Prof. Dr. med. Thomas M. Kinfe
Schwabachanlage 6
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Telefon
09131 85-34610