Neurovaskuläre Kompressionssyndrome

Unter Neurovaskulären Kompressionssyndromen (NVC) versteht man verschiedene hyperaktive, paroxysmale Funktionsstörungen der Hirnnerven wie klassischerweise die Trigeminusneuralgie, der Spasmus hemifacialis und die Glossopharyngeusneuralgie. Weiterhin gehören u.U. auch der Vertigo mit Tinnitus, der Torticollis und der essentielle Hypertonus zu dieser Gruppe von Erkrankungen.

Bei der Trigeminusneuralgie bestehen einseitige, blitzartig einschießende, triggerbare Gesichtsschmerzen, beim Spasmus hemifacialis zeigen sich progrediente, einseitige, willkürlich nicht beeinflussbare Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur, bei der Glossopharyngeusneuralgie treten blitzartige, triggerbare, einseitige Schmerzen im Bereich des Rachens und der Zunge auf.

Verursacht werden diese Erkrankungen in vielen Fällen durch einen pathologischen Gefäß-Nerven-Kontakt nahe am Hirnstamm im Bereich der Wurzelaustrittszone des betroffenen Hirnnerven. An dieser Stelle geht die zentrale in die periphere Myelinumhüllung der Nervenfasern über, so dass hier durch die Gefäßpulsationen Schäden in der Hülle und damit Kurzschlußreaktionen im Nerv entstehen, die sich im klinischen Krankheitsbild äußern.

Nach Ausschluss anderer Ursachen wie Tumoren im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels, Infektionen oder Trauma, sowie z.B. die Multiple Sklerose bei Trigeminusneuralgie wird zunächst meist eine grundlegende medikamentöse Therapie eingeleitet, beim Spasmus hemifacialis können zunächst Botulinumtoxin Injektionen in die sich verkrampfende Gesichtsmuskulatur verabreicht werden. Diese Behandlungen stellen jedoch keine kausale Therapie dar, die Wirkung ist vielmals nicht ausreichend und nur vorrübergehend, die Erkrankungen verlaufen progredient.

Auch im Rahmen unserer Sprechstunde erfolgt eine ausführliche Anamneseerhebung, ggf. die Planung weiterer notwendiger Untersuchungen zur Abklärung (z.B. Liquordiagnostik, HNO-Diagnostik, Zahnärztliche Diagnostik, Neurologische Diagnostik) sowie ein spezielles hochauflösendes MRT, das anschließend einer umfangreichen Bildverarbeitung mit 3D-Visualisierung unterzogen wird, um den möglichen pathologischen Gefäß-Nerven-Kontakt  genau darstellen zu können (Abb.1). Anschließend wird anhand der Untersuchungsergebnisse ein individuelles Therapiekonzept erstellt.

Als Behandlungsmethode kommt bei nachgewiesenem typischem Gefäß-Nerven-Kontakt die sog. mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta in Betracht, bei der über eine suboccipito-laterale Trepanation ein Teflonpolster zwischen Gefäß und Nerv eingelegt wird (Abb.2). Diese Operationen werden standardmäßig unter elektrophysiologischem Monitoring durchgeführt. Weitere Behandlungsmethoden bestehen insbesondere bei der Trigeminusneuralgie in der Thermokoagulation des Ganglion Gasseri des N. trigeminus und zunehmend auch in der stereotaktischen Radiochirurgie des N. trigeminus.

Mit diesem speziellen Behandlungskonzept können wir bei unseren Patienten mit Trigeminusneuralgie in über 80% der Fälle eine langfristige Schmerzfreiheit erreichen. Im Falle des Spasmus hemifacialis sogar eine langfristige Spasmusfreiheit in über 90% der Fälle bei geringem Risiko einer neurologischen Verschlechterung, insbesondere durch die genaue präoperative Bildverarbeitung und das intraoperative neurophysiologische Monitoring. Durch die stereotaktische Radio-chirurgie kann in vielen Fällen auch bereits frustran vorbehandelten Patienten mit Trigeminusneuralgie geholfen werden.

Sprechstunden

Neurovaskuläre Erkrankungen

Für Patientinnen und Patienten mit Gefäßmissbildungen an den Hirngefäßen oder im Gehirn.

Spezialsprechstunde

PD Dr. med. Daniel Delev M. Sc.
László Bárány
Tim Vladimirov

Zeiten
Dienstag: 13.00 – 16.00 Uhr

Kopfkliniken
Schwabachanlage 6
91054 Erlangen

Raum
262, Erdgeschoss

Kontakt für Terminvergabe
Terminvergabe nur nach Absprache

Hochschulambulanz
Telefon: 09131 85-34549
E-Mail: nc-termin(at)uk-erlangen.de

 

Hinweis

In manchen Fällen ist die mikrochirurgische Operation nötig, manchmal ist aber auch eine Versorgung über einen Katheter aus der Leiste möglich, um die Blutungsgefahr zu beseitigen. Die Auswahl der Therapiemethode erfolgt in jedem Fall nach einer interdisziplinären Besprechung mit Kollegen der Neuroradiologischen Abteilung am Universitätsklinikum Erlangen, in der die für den einzelnen Patienten individuell beste Behandlung ausgewählt wird.

Für Patientinnen und Patienten mit Zweitmeinungen bzw. die bisher in anderen Kliniken behandelt wurden, bitten wir folgende Befunde mitzubringen:

  • Alle kernspintomographischen Bilder (MRT)
  • Alle Angiogramme
  • Arztberichte
  • OP-Berichte

Um lange Wartezeiten zu vermeiden, möchten wir sie bitten, frühzeitig einen Termin per E-Mail zu vereinbaren.

Mitzubringen
  • Versicherungsnachweis (Krankenkassenkarte)
  • Zuweisung
  • Medikamentenliste
  • aktuelle sowie eventuell vorhandene Vorbefunde
  • aktuelle MRT-Bilder (nicht älter als max. vier Wochen)
  • Aktuelle CCT
  • Angiografie-Bilder (sofern durchgeführt)