AG Radiochirurgie

Mit der Inbetriebnahme des NOVALIS-Gerätes erhielt das Universitätsklinikum einen hochenergetische Röntgenstrahlung erzeugenden, Linearbeschleuniger für Radiochirurgie und stereotaktische Radiotherapie, d.h. die nicht-invasive, präzise Strahlenbehandlung. Dieses Verfahren wird zum einen bei der Behandlung von inoperablen oder nur mit hohem Risiko zu operierenden Hirntumoren oder Gefäßmißbildungen angewandt, zum anderen als adjuvante Therapie nach Operation zur Behandlung von Tumorrezidiven oder Tumorresten, z.T. in Kombination mit Chemotherapie zum Beispiel bei Hirnmetastasen. Eine Behandlung ist möglich bei Gefäßmißbildungen, Gliomen, Metastasen, Hypophysenadenomen und Kraniopharyngeomen, Tumoren der Schädelbasis sowie Akustikusneurinomen und Meningeomen.

Zur Planung des Bestrahlungsfeldes und zur exakten Berechnung der Strahlendosis werden zunächst MRT-Aufnahmen angefertigt. Dann erfolgt bei radiochirurgischen Behandlungen am Behandlungstag die Fixierung eines stereotaktischen Rahmens am Kopf des Patienten in Lokalanästhesie (Abb.1), bei stereotaktisch fraktionierten  Behandlungen die Anpassung einer Maske, womit weitere stereotaktische Planungsaufnahmen mit Lokalisationsbox (CCT oder Angiographie bei Gefäßmißbildungen) angefertigt werden. Nach Fusion dieser Aufnahmen mit den vorgeplanten MRT-Bildern wird der endgültige Bestrahlungsplan festgelegt. Dann erfolgt die Fixierung des Patienten mit Rahmen oder Maske am Patiententisch im Behandlungsraum und die Applikation der gesamten berechneten Dosis nach dem Bestrahlungsplan entweder in einer oder mehreren Sitzungen. Dabei wird aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Richtungen bestrahlt, wobei das System den Strahl kontinuierlich der Konfiguration z.B. des Tumors anpasst (Abb.2). Damit wird eine maximale Schonung des umgebenden Hirngewebes und strahlenempfindlicher Strukturen und die zielgenaue Applikation der Strahlung auf z. B. den Tumor erreicht, was die Nebenwirkungen gering hält und den Bestrahlungserfolg maximiert.

In der Behandlung von Tumoren wird ein Wachstumsstopp oder eine Tumorverkleinerung durch Verhinderung des weiteren Zellwachstums erreicht, bei Gefäßmißbildungen bewirkt die Strahlung eine Verdickung der Gefäßwände und damit einen Verschluss der Mißbildung.

Seit 2012 werden, ebenfalls in interdisziplinärer Zusammenarbeit der Neurochirurgischen Klinik und der Strahlenklinik, radiochirurgische Behandlungen des N. trigeminus bei Patienten mit Trigeminusneuralgie durchgeführt. Damit kann über die Operation hinaus in vielen Fällen bei Patienten mit anderweitig nicht behandelbarer Neuralgie ein bemerkenswerter Therapieerfolg im Sinne einer Schmerzreduktion oder sogar Schmerzfreiheit erzielt werden.

Ausgewählte Publikationen:

Stereotactic radiosurgery in intractable trigeminal neuralgia – Preliminary results. B. Bischoff, P. Hastreiter, S. Semrau, R.Fietkau, M. Buchfelder, S. Lettmaier. Clinical Neurophysiology 126 (08/2015) e63–e170