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Forschungsgruppe Kognition und Tinnitus

Forschungsgruppe Kognition und Tinnitus

Wie kann unser Gehirn die Wahrnehmung eines Tons erzeugen, der objektiv nicht nachweisbar ist? Diese Frage ist für etwa 20% unserer Bevölkerung, die unter einem chronischen Tinnitus leidet höchst relevant. Wahrnehmung ist kein genaues Abbild der uns umgebenden Umwelt, sondern ein aktiver Prozess unseres Gehirns, mit dem wir unsere Umwelt interpretieren und der, im Falle von Tinnitus, zu einer Phantomwahrnehmung führen kann. Die Forschungsgruppe Kognition und Tinnitus unter der Leitung von Dr. Nadia Müller-Voggel untersucht welche Prozesse im Gehirn für die Entwicklung und Chronifizierung eines Tinnitus entscheidend sind oder auch zu einer Verringerung von Tinnitus führen. Dazu erfassen wir Hirnaktivität in unterschiedlichen Stadien der Tinnitus-Entwicklung, in Ruhe oder während Probanden bestimmte Aufgaben durchführen, z.B. ihre Aufmerksamkeit auf bzw. weg vom Tinnitus lenken oder sich in einem positiven versus negativen emotionalen Zustand befinden. Wir erhoffen uns dadurch besser zu verstehen welche neuronalen Prozesse zur Wahrnehmung von Tinnitus führen und wie die ungewollte Wahrnehmung eines Phantomtons effektiv behandelt werden könnte.

Die folgende Abbildung zeigt ein Beispiel aus unserer Forschung. Hier wurden Probanden mit langjährigem Tinnitus gebeten für jeweils 90 Sekunden motorische Übungen durchzuführen, die für etliche Minuten ein Gefühl der Entspannung oder Anspannung in der Kiefermuskulatur erzeugten. Außerdem wurde die Hirnaktivität mit MEG erfasst und regelmäßig nach der Lautstärke des Tinnitus gefragt. Die Teilnehmenden berichteten im Mittel, dass ihr Tinnitus während der Entspannung im Vergleich zur Anspannung schwächer wurde. Gleichzeitig konnte gezeigt werden, dass Regionen im Gehirn, die für die Wahrnehmung von Anspannung zuständig sind, während der Entspannung gehemmt waren und diese Hemmung in den Hörbereich weitergegeben haben. Im Hörbereich wurde dann tatsächlich die, mit Tinnitus assoziierte Hirnaktivität, reduziert, was gut zur Einschätzung der Teilnehmenden passt, dass der Tinnitus nach den entspannenden Übungen für wenige Minuten reduziert war. Mit diesem Wissen über die genauen Abläufe in Gehirn erhoffen wir uns Tinnitus besser zu verstehen und effektivere Therapien entwickeln zu können.