AG Klinische Neurophysiologie

Die AG Klinische Neurophysiologie beschäftigt sich mit dem elektrophysiologischen intraoperativen Neuromonitoring. Zu diesem Gebiet zählen Verfahren, mit denen die Funktion verschiedener Nerven während eines operativen Eingriffs (Kleinhirnbrückenwinkel- und Hirnstammchirurgie, Tumor- und vaskuläre Chirurgie) überwacht werden kann. So ist es möglich, drohende Schädigungen möglichst frühzeitig zu erkennen. Der Operateur kann entsprechend reagieren, um postoperative Funktionsausfälle möglichst gering zu halten.

Zu den Verfahren und Anwendungsgebieten gehört beispielsweise die Überwachung der Funktion des Gesichtsnerven (Nervus facialis). Für das Fazialismonitoring wird die Aktivität der Gesichtsmuskulatur ("Elektromyographie", EMG) überwacht. Eine drohende Nervenschädigung, z.B. durch Zug, Minderdurchblutung oder direkte mechanische Reizung, kündigt sich durch pathologische Aktivität, sog. "A-Trains" an. Die Gesamtmenge dieser A-Trains ("Traintime") korreliert dabei mit dem Ausmaß einer postoperativen Facialisparese. Zusätzlich zur Überwachung des kontinuierlichen EMG, wird der Nerv in Abständen elektrisch direkt stimuliert. Die  dadurch ausgelöste, "evozierte" Aktivität gibt ebenfalls Aufschluss über die erhaltene Funktion (Abb.1).

Das spezielle EMG-Monitoring des „lateral spread“ (d.h. durch periphere Stimulation des N. facialis ausgelöste EMG Aktivität in nicht direkt stimulierten Muskelgruppen) kann bei der Mikrovaskulären Dekompression (MVD) nach Jannetta bei Patienten mit Spasmus hemifacialis bereits intraoperativ Hinweise auf den Behandlungserfolg liefern (Abb.2).

Akustisch evozierte Antworten (AEP) sind die Grundlage der Überwachung des N. cochlearis für den Schutz der Hörfunktion. Während des Eingriffs werden über Kopfhörer Klicktöne abgespielt, deren Verarbeitung durch den Nerven und Hirnstamm über wenige EEG (Elektroencephalographie)-Elektroden beobachtet werden kann. Die so gemessene Antwort, bzw. das Potential, weist einen charakteristischen Verlauf auf. Veränderungen, wie z.B. Amplitudenabnahmen und Latenzverzögerungen weisen hier auf eine drohende Nervenschädigung hin, der postoperativ eine Höreinschränkung folgen kann.

Weiterhin werden die somatosensorisch evozierten Potentiale (SEP) bei Tumor- oder vaskulären Operationen zur Überwachung der cortikalen sensorischen Funktionen, routinemäßig und auch in Ergänzung zu einem neuen Laser-Doppler-System zur intraoperativen Analyse der Hirnperfusion bei neuen klinischen Studien eingesetzt.

Neben der klinischen Anwendung untersucht die AG verschiedene Forschungsthemen. Diese reichen von Verbesserung der verwendeten Methodik des Facialis- und Cochlearismonitorings, über die Optimierung und Evaluation der klinischen Anwendung, den elektrophysiologischen Grundlagen einer Schädigung bis hin zur Entwicklung medikamentöser Therapien im Rahmen von Kooperationen.

 

Ausgewählte Publikationen:

Prophylactic nimodipine treatment for cochlear and facial nerve preservation after vestibular schwannoma surgery: a randomized multicenter Phase III trial. Christian mScheller, [...], Barbara Bischoff, [...], Christian Strauss. Journal of Neurosurgery 08/2015; DOI:10.3171/2015.1.JNS142001
 
Intraoperative baep pattern and perioperative vasoactive treatment for hearing preservation in vestibular schwannoma surgery. Barbara Bischoff, Johann Romstöck, Rudolf Fahlbusch, Michael Buchfelder, Christian Strauss. Journal of Neurology, Neurosurgery, and Psychiatry 03/2008; 79(2):170-5. DOI:10.1136/jnnp.2006.113449
    
Vasoactive treatment for hearing preservation in acoustic neuroma surgery. Christian Strauss, Barbara Bischoff, Mandana Neu, Michael Berg, Rudolf Fahlbusch, Johann Romstöck. Journal of Neurosurgery 11/2001; 95(5):771-7. DOI:10.3171/jns.2001.95.5.0771
    
Hearing preservation in medial vestibular schwannomas. Christian Strauss, Barbara Bischoff, Johann Romstöck, Jens Rachinger, Stefan Rampp, Julian Prell. Journal of Neurosurgery 08/2008; 109(1):70-6. DOI:10.3171/JNS/2008/109/7/0070

The prognostic value of intraoperative BAEP patterns in acoustic neurinoma surgery. Mandana Neu, Christian Strauss, Johann Romstöck, Barbara Bischoff, Rudolf Fahlbusch. Clinical Neurophysiology 12/1999; 110(11):1935-41. DOI:10.1016/S1388-2457(99)00148-0

Viability of intraoperative auditory steady state responses during intracranial surgery. Stefan Rampp, Leonhard Rensch, Sebastian Simmermacher, Torsten Rahne, Christian Strauss, Julian Prell. J Clin Neurophysiol. 2014 Aug;31(4):344-51. doi: 10.1097/ WNP.0000000000000083

Facial nerve palsy after vestibular schwannoma surgery: dynamic risk-stratification based on continuous EMG-monitoring. Julian Prell, Christian Strauss, Jens Rachinger, Alex Alfieri, Christian Scheller, Kirsten Herfurth, Stefan Rampp. Clin Neurophysiol. 2014 Feb;125(2):415-21. doi: 10.1016/j.clinph.2013.07.015